Die Kindergärten in Dentlein und Großohrenbronn


Geschichte des Kindergartens


Vorläufer des Kindergartens waren die sog. Kinderbewahranstalten. Erste solche Einrichtungen gab es 1770. Dort wurden die Kleinkinder in großen Gruppen (bis zu 50) „aufbewahrt“.

Es gab, falls überhaupt, nur sehr wenig und einfachstes Spielzeug. Die Betreuerinnen hatten vor allem die Aufgabe die Kinder zu beaufsichtigen.
Es folgte in der Zeit um 1800 die Aufsichtsschule (=Kleinkinderschule) für Kinder unter 6 Jahren. Dort wurden  die Kinder der Eltern, die in der Betreuung ihrer Kinder verhindert waren, beaufsichtigt. Eine „Allgemeine Schulordnung für die Herzogthümer aus Schleswig und Holstein vom 24. August 1814“ gab vor dort auch einen „für das erste jugendliche Alter passenden Unterricht“ abzuhalten.
In der Zeit der Industrialisierung (1840 bis 1933), in der immer mehr auch die Frauen zum Einkommen der Familien beitragen mussten, entwickelte sich die Aufsichtsschule zunehmend zu einem Kindergarten. Sie wurden kindgemäßer und nach und nach wurden auch pädagogische Elemente eingeführt.

Erstmals wurde dem Kind mit dem Reichsjugendwohlfahrtsgesetz 1924 ein Recht auf Erziehung zugesprochen.
Für das Dritte Reich war die Kindererziehung ein wichtiger Bestandteil der Erziehung im nationalsozialistischen Sinne. Dies fand seinen Ausdruck in einem Spruch für NSV-Kindergärten: „Händchen falten, Köpfchen senken – immer an den Führer denken. Er gibt euch euer täglich Brot und rettet euch aus aller Not.“ Adolf Hitler erklärte 1935 auf dem Reichsparteitag: „Wir wollen ein hartes Geschlecht heranziehen, das stark ist, zuverlässig, treu, gehorsam und anständig.“
Ab 1935 verstärkte die NSDAP die Bemühungen die konfessionellen (evangelischen und katholischen) Kindergärten aufzulösen und  in die NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt)zu überführen; doch stießen sie bei den Kirchen auf heftigen Widerstand. Erst 1938 übertrug man die Aufsicht über alle Kindergärten der NSV.




 


Erste Kindergärten in der Gemeinde Dentlein

In Großohrenbronn bestand bereits Mitte der 30-iger Jahre ein Kindergarten, der durch einen Kindergartenverein betrieben wurde. Eine Bürgerin aus Großohrenbronn erinnert sich, dass sie ihren im Jahr 1931 geborenen Bruder 1935/36 regelmäßig in den Kindergarten in Großohrenbronn brachte, der sich damals im Saal der Gastwirtschaft Gaab befand.


Die ältesten auffindbaren Belege für einen Kindergarten in der Gemeinde stammen aus dem Jahr 1937. In einem Sitzungsprotokoll des Gemeinderats vom 12.3.1937 wird zu einem „Plan zur Anlegung eines Kindergartens“ Stellung genommen. Es wird beschlossen die zur Errichtung eines Kindergartens in Dentlein benötigten Räume zur Verfügung zu stellen und einen Teilzuschuss zu den Umbauarbeiten zu übernehmen.

Am 14. Januar 1938 berichtet der bayerische Grenzbote über einen Brand oberhalb des provisorisch in der Gaab´schen Wirtschaft eingerichteten Kindergarten in Großohrenbronn. Da gerade Mittagspause war, gab es lediglich Sachschaden. 1938/1939 wurde der Kindergarten dann in das Lehrerwohnhaus verlegt, wo er bis zum Kriegsende verblieb. Er wurde von Schwestern in weißer Tracht betrieben. Während des Krieges gab es im Kindergarten eine Schulspeisung.

Bereits im Oktober 1937 nahm der Kindergarten in Dentlein am Erntedankfest mit einem „mit viel Liebe und Sorgfalt“ geschmückten Wagen mit dem Motto „Des Volkes Frühling“ (1) teil. Gespann und Fahrer wurden von der Wehrmacht gestellt.

Einem Gemeinderatsprotokoll vom Februar 1939 ist zu entnehmen, dass der Kindergarten und ein Schulsaal in Großohrenbronn neu gebaut werden. Man sprach sich gegen die Einführung der achten Schulklasse aus und beschloss dass das Lehrerwohngebäude an den NSV Kindergarten vermietet wird.

Am 11.8.1940, ein Sonntag, fand ein Kindergartenfest in Dentlein im Garten des Gasthauses Wagemann statt, an dem die drei Kindergärten von Dentlein, Großohrenbronn und Wieseth teilnahmen. Die Begrüßung erfolgte durch den Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Binder. Er führte unter anderem aus, dass demnächst eine allgemeine Speisung der Kinder mit Knäckebrot und Vollkornbrot eingeführt werde, die neben der Speisung an sich auch als Gesundheitsdienst im Kindergarten zu sehen sei. (Bay. Grenzbote)

Wann die kirchlichen Kindergärten in Dentlein und Großohrenbronn in einen NSV-Kindergarten überführt wurden, konnte leider nicht ermittelt werden. Zum Kriegsende wurde der NSV-Kindergarten aufgelöst, da die Räume von den Amerikanern requiriert wurden.




 


Nach dem Krieg

Entwicklung in Dentlein


Kurz nach dem Ende des Krieges, am 21.5.1945, beschloss die Kirchenvorstandschaft in Dentlein die Übernahme des Kindergartens. Die Kosten sollten durch Spenden und freiwillige Gaben, also durch die Beiträge der Eltern getragen werden. Außerdem versprach die politische Gemeinde ihre Unterstützung. Dies sollte durch ein Abkommen mit dem Rektorat in Neuendettelsau besiegelt werden. (Beschluss des Kirchenvorstands; Landeskirchliches Archiv Nürnberg).

In einem Vertrag zwischen der Gemeinde und der Kirchengemeinde wurde die Übergabe des NSV-Kindergartens an die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde mit allem Inventar vereinbart. Die Gemeinde stellte auch weiterhin die Räume zur Verfügung.

Pfarrer G. Schmutterer schlägt der Diakonissenanstalt in Neuendettelsau als Übergangslösung seine Tochter Lydia als Kindergärtnerin vor, bis eine entsprechende Kindergärtnerin eingestellt werden kann. Das monatliche Gehalt betrug 100 Reichsmark. Er gibt an, dass mit 50 - 60 Kindern zu rechnen sei. Seinem Vorschlag wird zugestimmt.

Die Wiedereröffnung des Kindergartens wird auch vom Landratsamt des Landkreises Feuchtwangen genehmigt.

In der Ausgabe der FAZ vom 7.11.1951 wird dann über die Wiedereröffnung des Dentleiner Kindergartens berichtet, nachdem die Leiterin des Kindergartens von einem Kindergartenkurs der VHS auf dem Hesselberg zurückgekehrt ist. In dieser Zeit besuchten auch Kinder aus Thürnhofen den Kindergarten in Dentlein. Leider fanden sich bis jetzt keine Unterlagen über eine Schließung des Kindergartens im Zeitraum 1949/50.

Dass der Kindergarten 1951 in Betrieb war, ist aus einem “Haushaltsplan/Jahresrechnung für 1951/52 für die Evang. Kinderpflege“ vom 31.03.1952 ersichtlich.

Daraus ist zu ersehen, dass der Kindergarten 50 Plätze hatte und zu dieser Zeit von 32 Kindern besucht wurde. Das Schulgeld, so wurde der Elternbeitrag damals genannt, betrug in den Jahren 1949 bis 1952 zwei DM pro Kind monatlich. Volles Schulgeld wurde im Jahr 1951 von 22 Kindern bezahlt.

Das Jahresgehalt der Kindergärtnerin belief sich 1951 auf 722,00 DM pro Jahr. Für 1952 wurden 900,00 DM für eine Kindergärtnerin und 300,00 DM für eine Helferin veranschlagt.



An Ausgaben fielen im Jahr 1951 an:

Miete: 55,- DM
Heizung und Beleuchtung 370,- DM
Spielzeug und Beschäftigungsmaterial 50,- DM
Auslagen für Reparaturen 25,- DM
Verbandszeug und Desinfektionsmittel 35,- DM

Die Jahresrechnung 1951 schloss mit Einnahmen in Höhe von 1255,48 DM und Ausgaben in Höhe von 1292,36 DM, also mit einem Minus von 36,88 DM ab. Das Ergebnis war allerdings nur so günstig weil auf der Einnahmenseite zusätzlich zu den 483,30 DM Schulgeld noch Spenden in Höhe von 590,77 DM zu verzeichnen waren. Durch eigene Veranstaltungen (Sommerfest?) konnte der Kindergarten 55,06 DM zum Ergebnis beitragen. Für das Jahr 1952 wurden Einnahmen in Höhe von 1060,00 DM und Ausgaben in Höhe von 1956,40 DM veranschlagt. Das voraussichtliche Minus stieg also erheblich.

Im Jahr 1954 wurde der Kindergarten jedoch geschlossen, da der Platz wegen steigender Schülerzahlen für einen zusätzlichen Klassenraum benötigt wurde.



 


Neuer Kindergarten in Dentlein

Bei einer Bürgerversammlung im Dezember 1960 in Dentlein wurde auf die Notwendigkeit eines Kindergartens hingewiesen. Es wurde vorgeschlagen das alte Schulhaus dafür zu verwenden. Bürgermeister Häberlein aus Thürnhofen schlug vor das alte Schulhaus (heutiges Rathaus) zu verkaufen. Dazu kam es jedoch nicht.



 


Entwicklung in Großohrenbronn

Erst 1958 bot sich wieder eine Gelegenheit für einen Kindergartenbetrieb in Großohrenbronn, als im Gasthof Buckel in Großohrenbronn zwei Räume frei wurden. Pfarrer Stegmüller ergriff die Initiative. Ein Kindergartenverein wurde gegründet. Er finanzierte sich aus den Beiträgen der Eltern, die diese an die Kindergartenleiterin entrichten mussten. Verwaltet wurde der Verein damals von Julius Geißler, der sich auch um die Finanzen kümmerte.

Die Anfänge wären sehr mühsam. Als Mobiliar hatte man lediglich die Tischchen und Stühlchen, die vom alten Kindergarten noch übrig waren. Doch Pfarrer Stegmüller wollte mehr. Er führte ein „Silberopfer“ für den Bau eines neuen Kindergartens ein. An jedem ersten Sonntag im Montag sollte für den Kindergarten gespendet werden und Silberopfer wurde es genannt, da die Spende nicht Kupfer- oder Messingmünzen, sondern Silbergeld, also Markstücke (gerne auch 5-Markstücke) gespendet werden sollten.

1963 war es dann schließlich soweit. In den Jahren 1963/64 wurde der neue Kindergarten nach den Plänen des Architekturbüros Emmert aus Dinkelsbühl gebaut. Im Januar 1965 erfolgte die Einweihung. Pfarrer Stegmüller konnte die Verwirklichung seiner Pläne leider nicht mehr erleben. Der Bau wurde von seinem Nachfolger Pfarrer Vötter durchgeführt. Der Bau kostete rund 120.000 DM, wovon die Pfarrangehörigen durch Spenden und Arbeitsleistung etwa die Hälfte einbrachten.
1983 wurde das 25-jährige Jubiläum des Kindergartens gefeiert. In den neuen Räumen bestand der kirchliche Kindergarten bis Mai 1988.



 


Ein Kindergarten für alle

Bisher gab es jeweils eine Schule in den beiden Orten. Bereits seit Mitte der 1980iger Jahre wurde in der Gemeinde über den Neubau einer Schule für die gesamte Gemeinde nachgedacht.


Das Jahr 1987 stand ganz im Zeichen der Umstrukturierung von Schule und Kindergarten in Dentlein und Großohrenbronn. Das war verständlicher Weise mit intensiven Diskussionen in der Bevölkerung verbunden. Die Notwendigkeit etwas zu ändern ergab sich aus dem erheblichen Rückgang der Schülerzahlen von früher 498 auf 212 im Jahr 1986. In einer Bürgerversammlung in Großohrenbronn am 06.08.1987 wurde vehement der Erhalt von Schule und Kindergarten in Großohrenbronn gefordert. In beiden Ortsteilen war jedoch die Zahl der Kinder zu gering um einen eigenen kirchlichen Kindergarten weiter zu betreiben. In Großohrenbronn kamen Platzprobleme hinzu. In Dentlein wurden die Kinder (etwa 20) bereits seit 1981 nach Wieseth gefahren. Die Kinder aus Kaierberg besuchten den Kindergarten in Oberschönbronn.

Ende Mai 1987 wurde schließlich trotz heftigem Widerstand von Teilen der Bevölkerung (aus beiden Ortsteilen) beschlossen in Großohrenbronn einen 3-gruppigen kommunalen Kindergarten zu errichten und im Gegenzug die Schule in Großohrenbronn, die seit 1706 bestand, zum Ende des Schuljahres 1986/87 aufzulösen. Der seit fast 30 Jahre bestehende katholische Kindergarten wurde in einen kommunalen Kindergarten überführt. Es wurde beschlossen das alte Großohrenbronner Schulhaus umzubauen und dort den kommunalen Kindergarten unterzubringen.



Am 30.04.1988 konnte das neue Kindergartengebäude nach einer 7-monatigen Bauzeit seiner Bestimmung übergeben werden. Am 1.Mai konnte die Bevölkerung bei einem Tag der offenen Tür den Kindergarten besichtigen.

Für den Kindergartenbesuch wurde ein Betreuungsgeld von 70 DM monatlich festgelegt. Es gab 77 Anmeldungen.

Die Gesamtkosten für den Umbau beliefen sich laut Kostenplan auf 1.250.00 DM. Der Gemeindeanteil lag bei rund 793.000 DM. Abgerechnet wurde die Baumaßnahme am Ende mit 1.398.037 DM. Von den alten Gebäuden blieben nur die Außen- und die tragenden Innenwände stehen. Alles andere wurde neu errichtet. Der Wechsel der Kinder, die bisher nach Wieseth gegangen sind, wurde den Eltern freigestellt. Allerdings wurden ab dem 1. Mai keine Fahrtkosten für den Transport nach Wieseth mehr bezahlt.

Jedoch mussten nun die Kinder zum neuen Kindergarten befördert werden. Den Transport durfte die Gemeinde weder selbst durchführen noch die Kosten hierfür übernehmen oder bezuschussen.

Schließlich ergriff die ev.-luth. Kirchengemeinde die Initiative und bezuschusste die Anschaffung eines Busses zur Beförderung der Kinder.

Da die Trägerschaft des Transportes der Kindergarten -Kinder von der Kirchenverwaltung nicht genehmigt wurde gründete sich schließlich ein „Ökumenischer Förderverein“ dem der Bus unentgeltlich überlassen wurde. Dieser Verein, der von engagierten Bürgern bis heute betrieben wird, hat über nunmehr fast 20 Jahre den Transport der Kinder stets zuverlässig sichergestellt.

In den Jahren 2011/12 wurden im Kindergarten umfangreiche Renovierungsmaßnahmen notwendig. Die Heizanlage musste weitgehend erneuert werden, der Hof vor dem Eingang wurde neu gestaltet und eine Außentreppe als 2. Fluchtweg musste angebaut werden.



 


Generalsanierung und Erweiterung

Die Jahre 2015/16 standen wiederum, wie damals die Jahre 1987/88 im Zeichen intensiver Diskussionen über die weitere Entwicklung des Kindergartens.

Auslöser war der Vorschlag die bestehenden Gebäude umfassend zu sanieren. In der späteren Phase der Diskussion zeichnete sich auch ab, dass der Kindergarten um eine Gruppe erweitert werden musste und damit eine bauliche Erweiterung nötig würde. Über alle mögliche Varianten (Generalsanierung des bestehenden Gebäudes und Anbau; Teilabriss und Generalsanierung des restlichen Altgebäudes plus Neubau; vollständiger Neubau) wurden ausgiebig debattiert. Die Entscheidung fiel schließlich zu Gunsten der Generalsanierung der bestehenden Gebäude plus Neubau.

Die Arbeiten begannen im Herbst 2016 und wurden im Dezember  2017  abgeschlossen. So konnte der generalsanierte, erweiterte Kindergarten am 16.12.2017 seiner Bestimmung übergeben werden.

Liste der Kindergärtnerinnen von Dentlein und Großohrenbronn


Dentlein:

Tante Berta (Schmid, Deffner)
?
Lina Mägerlein

Großohrenbronn:

Betty Trump (Ende der 30er Jahre)
Tante Finni Josefine Marx (ab 1958)
Tante Martha (Name unbekannt)
Tante Toni (Name unbekannt)
Tante Sieglinde (Sieglinde Glatz)
Tante Siegrid (Siegrid Osti, Schopfloch)
Tante Gerlinde (FLZ v. 17.3.1973)
und Tante Fini (FLZ v. 17.3.1973)
vom 01.09.1977 bis 30.06. 1981)
Mutterschaftsvertretung von Juli bis Dez. 1980 durch Theres-Marie Hilpert aus Dürrwangen
Tante Gerlinde (Gerlinde Fischer (geb. Geißler)
Tante Anita (Anita Ryll) vom 1.9.1983 bis Nov. 1987
Tante Cilly (Cilly Wolfram) ? bis 1988



1988: Übergang zum gemeindlichen Kindergarten
1988 - 1991 Doris Hauf (erste KiGa-Leiterin des gdl. KiGa)
1991 – 1992 Heidrun Schweiger
1992 – 1994 Doris Hauf
1994 – 2000 Sabine Häfner (geb. Fischer)
2000 – 2002 Ines Fischer
2002 – 2004 Sabine Häfner
2004 – 2008 Vera Rister
seit 2008 Sabine Häfner