Wirtshauskultur in der Gemeinde Dentlein am Forst


Liebe Leser,

Dentlein, Großohrenbronn und eine Reihe von Außenorten können auf eine lange  und interessante Wirtshauskultur zurückblicken. Dir IG Heimatgeschichte hat sich bemüht zu all diesen Wirtshäusern Material zusammen zu tragen und deren Geschichte zu erforschen. In einigen Fällen gelang es die Ahnenliste bis ins 17. Jahrhundert zurück zu verfolgen.

Für die Unterstützung und das zur Verfügung gestellte Material bedanken wir uns sehr herzlich bei allen, die uns weiter geholfen haben.

Bis in die 60-iger Jahre des letzten Jahrhunderts waren Wirtshäuser die Zentralen des dörflichen Lebens. Dort traf man sich (vor allem der männliche Teil der Bevölkerung), tauschte Nachrichten (+ Gerüchte) aus und hielt Versammlungen ab. In den Sälen gab es Tanz- und Festveranstaltungen, Vereinssitzungen und Familienfeiern.
Auch Gemeinderatssitzungen wurden noch bis in die 1960-iger Jahre im Wechsel in verschiedenen Wirtshäusern abgehalten.

Mit der Verbreitung von Fernsehgeräten und noch beschleunigt durch die Einführung des Internet nahm die Nachfragenach diesen gesellschaftlichen Kristallisationspunkten stetig ab. Die Zahl der Wirtshäuser ging immer weiter zurück. Ein Trend, der sich hoffentlich nicht noch weiter fortsetzt.



Die IG Heimat möchte Ihnen in loser Folge die Geschichte der Wirtshäuser in unserer Gemeinde vorstellen.
Zu Beginn soll das Wirtshaus (mit Brauerei) Hauf berichtet werden.
Chronik der Gastwirtschaft und Brauerei Hauf:


Einem (leider nicht datierten) Dokument ist zu entnehmen, dass die Hausnummer 43 in Dentlein (jetzt Anwesen Hauf) „von einem Köblers Guth, so die Erb Tabern sein solle“. Als Erb Tabern wurde eine Wirtschaft mit Braurecht bezeichnet, die auch berechtigt war Feierlichkeiten wie zum Beispiel Hochzeiten und Leichtrunk auszurichten
in diesem Dokument wird die Übergabe der Erb Tabern von Wolf Gebweyher, dem Alten, an Michael Emmert im Jahre 1684 beurkundet.

1686 erfolgte die Übergabe an dessen Sohn Hannß Emmert, die wie folgt beschrieben wurde: „Hannß Emmert, Sohn hat eine s vom Vatter übernommen, 1686 pro sein Heiratsguth“.

Im selben Dokument wird auch der Verkauf des Gasthofes mit Braurecht an Martin Beyhler im Jahre 1696 zu einem Preis von 500 Gulden aufgeführt. Martin Beyler wird in den Kirchenbüchern von Dentlein als wird und „Becker“ genannt.

20 Jahre später, also 1716, „erkauft“ Jakob Gaab die Tabernwirtschaft mit Köblers-Guth zum Preis von 900 Gulden. Schon 2 Jahre später (1718) wurde es wieder weiter verkauft. Neuer Besitzer wurde Hannß Thomas Gärtner, der es zum Preis von 825 Gulden erwarb. Dieser blieb 40 Jahre lang im Besitz des Anwesens mit Braurecht, bevor es 1758 von Johann Michael Schlumpf erworben wurde.



Dann folgten in kurzen Abständen mehrere Besitzerwechsel.

1759 Johann Christoph Luz
1762 Johann Nüßler
1767 Andreas Windsheimer
1770 Johann Jacob Eberlein (Vater)
1787 Johann Michael Eberlein (Sohn)

1786 verstarb Johann Jacob Eberlein. Die Übergabe von Johann Jakob Eberlein auf seinen Sohn Johann Michael ist für das Jahr 1787 beurkundet. Diese Urkunde befindet sich im Staatsarchiv in Nürnberg. Der Besitz wird darin wie folgt beschrieben:
„Von der Erb Tabern, dabei Präu Recht und ein Backofen, alles in einem Hause, dann ein Gebäude zur obern Seiten der Gemeinastraßen, Kirchbuck und Linden, zur andern Seiten und oben die Bauernbeund und vorn inner dieser 1/8 Tagwerk Garten am Haus und Scheuer zusammen bei ½ Tagwerk.“
Im Kirchenbuch wird anlässlich der Eheschließung von Johann Michael Eberlein dieser als Tabernwirth, Bierbraumeister, Bäckermeister, Heiligenpfleger und Zolleinnehmer aufgeführt.

1822 heiratete Johann Adam Bierlein, Bierbräuer und Beckmeister, eine Tochter von Johann Michael Eberlein und übernahm die Tabernwirtschaft. Ob und gegebenenfalls wann eine Übergabe an den Schwiegersohn erfolgte konnte leider nicht ermittelt werden.

1826 kaufte Georg Friedrich Hauf, Bierbrauer und Gastwirth aus Dautenwinden das „Wirthshaus und Bierbräu, Taverne und Backgerechtigkeit, Wohnhaus, worin Brauhaus, nebst Scheune und Hofraum, Korb-und Kellerhaus, Schorgarten und Hofraum“ von den Johann Adam Bierlein´schen Eheleuten um 2850 Gulden.

1856 verstarb Georg Friedrich Hauf an der Wassersucht mit 61 Jahren und hinterließ seine Witwe Eva Barbara Hauf.

1867 übernahm deren Sohn Johann Michael Hauf das gesamte Anwesen.

1894 folgten Johann Wilhelm Hauf, Oekonomierat (Ehrentitel für einen verdienten Landwirt ) und Braumeister, und dessen Ehefrau Katharina Barbara, geborene Schwab.
Neben seinen Tätigkeiten als Landwirt und Braumeister war Johann Wilhelm Hauf vom 1. Januar 1906 bis zum 31. Juli 1935 Bürgermeister von Dentlein und langjähriger Angehöriger des Bezirkstages. Im Oktober 1935 verstarb er an den Folgen eines Schlaganfalles.

Nach dem 2. Weltkrieg übernahmen die Eheleute Johann Lorenz Hauf und seine Frau Katharina Paulina, geb. Reißig die Brauerei mit Wirtshaus. Johann Lorenz Hauf war Bauer, Braumeister und 2. Bürgermeister.
Ebenfalls nach dem Krieg praktizierte der Arzt Dr. Rüdel 2 Jahre in einem Zimmer im Stockwerk über der Gaststätte, was für die Patienten sehr praktisch war. Sie konnten ja die Gaststube zu jener Zeit als Wartezimmer nutzen.
Zu der Brauerei gehörte auch ein landwirtschaftlicher Betrieb, der 1958 aufgegeben wurde.  Im selben Jahr wurde auch die Gastwirtschaft geschlossen.

1958, mit der Heirat von Hans Hauf und Margarete, geb. Eder, wurde die Brauerei in eine oHG (offenen Handelsgesellschaft) überführt und Hans und Marga als Gesellschafter aufgenommen. Hans Hauf ist Diplombraumeister.

1991 wurde Hannes Hauf, der Sohn von Hans Hauf, der seit 1985 mit Doris, geb. Bofinger, verheiratet ist, als Gesellschafter in die oHG aufgenommen.

2002 wurde die oHG aufgelöst und ging in das Eigentum von Hannes Hauf über.

2012 wurde die Produktion eingestellt. Die Firma wird seitdem als Getränkehandel und Festzeltverleih weitergeführt.